Rudolf Rocker

Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten (Suhrkamp, S.109)

Die Anarchisten bilden keine geschlossene politische Partei wie die meisten anderen Richtungen des Sozia­lismus, da die Eroberung der politi­schen macht für sie keine Bedeutung hatte. Was sie erstrebten, war eine Neuge­staltung des gesell­schaft­lichen Lebens auf der Basis persön­licher Freiheit und wirtschaft­licher Gleich­be­rech­tigung. Sie wussten, dass eine solche nicht durch politische Verord­nungen und Regie­rungs­be­schlüsse erreicht werden konnten.“

Der Anarchismus ist keine Patent­lösung für alle mensch­lichen Probleme, keine Utopie einer perfekten Gesell­schafts­ordnung (wie er so oft bezeichnet wurde), weil er grund­sätzlich alle absoluten Schemata und Konzepte verwirft. Er glaubt nicht an eine absolute Wahrheit oder an bestimmte Endziele der mensch­lichen Entwicklung. Vielmehr an eine unbegrenzte Vervoll­komm­nungs­fä­higkeit von sozialen Modellen und mensch­lichen Lebens­be­din­gungen, die sich ständig um höhere Ausdrucks­formen bemühen, und denen man, aus diesem Grund, keinen bestimmten Endpunkt und kein festes Ziel zuweisen kann.“

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