Schwedens SAC und die KOMMU­NAL­PO­LI­TISCHE ARBEIT

Ich habe für einen anderen Artikel, den ich gerade am vorbe­reiten bin, einmal wieder in den Rudolf Rocker Papers gestöbert und bin über den Artikel weiter unten gestoßen. Gerade in Sachen anarchis­ti­schem Revisio­nismus stellt dieser eine Position dar, wie sie nach 1945 kurzweilig sowohl in Westdeutschland als auch der SBZ prakti­ziert wurde. Der Text stammt von John Andersson

Schwedens SAC und die KOMMU­NAL­P0­LI­TISCHE ARBEIT

In letzter Zeit haben in verschie­denen Ländern, Zeitungen unsere Organi­sation über die Frage der Teilnahme in der Kommu­nal­po­litik in Schweden, geschrieben. Wir wollen hier speziell auf Artikel welche in den Zeitungen Espana Libre, die in Frank­reich erscheint, und Socia­lisme van oder op in Holland, sowie die Zeitschrift Die Freie Gesell­schaft, in Deutschland, und den hollän­di­schen anarcho­syn­di­ka­lis­ti­schen Presse­dienst, hinweisen.
Für alle die nicht in die Verhält­nisse, welche diese Artikel behandeln, einge­setzt sind, ist es leicht auf Grund der misswei­senden Darstellung in den selbigen, den Schlusssatz zuziehen, SAC, Sveringes Arbetares Central­or­ga­ni­sation, IAA :s schwe­dische Sektion sei dabei, als Organi­sation, die kommu­nal­po­li­tische Arbeit als Richt­linie für Ihre Tätigkeit anzuer­kennen.


Dies  ist vollständig falsch und muss auf das Bestimm­teste demen­tiert werden. Schon früher ist dies demen­tiert worden, aber es scheint notwendig zu sein dies abermals zu tun.
Seid der Gründung 1910, hat SAC seinen Mitgliedern erlaubt, wenn sie daran inter­es­siert waren, außerhalb von SAC an politi­scher oder kommu­nal­po­li­ti­scher Arbeit Teil zu nehmen; aber diese Mitglieder haben nicht das Recht SAC und die Ortsgruppen dafür zu engagieren. In SAC’s jetzt gültiger Prinzi­pi­e­ner­klärung steht in dieser Frage folgendes:

„Da die Arbeiter nur durch ihre Organi­sierung als Produ­zenten ihre wirkliche und notwendige Stärke erreichen können, kann folglich die Syndi­ka­lis­tische Bewegung aus takti­schen sowie prinzi­pi­ellen Gründen nicht an der politisch parla­men­ta­ri­schen Tätigkeit teilnehmen, sondern muss ihren Kampf und ihre konstruktive Organi­sa­ti­ons­arbeit, unabhängig von den politi­schen Parteien sowie Glaubens­be­kennt­nissen und Natio­na­li­täten, folgen.

Die Konse­quenzen hiervon ist, das die Mitglieder einer syndi­ka­lis­ti­schen Organi­sation die Freiheit besitzen ausserhalb der selbigen an anderen Kampf­formen, welche unabhängig vom Syndi­ka­lismus mit ihren philo­so­phi­schen und partei­po­li­ti­schem Auffas­sungen über­ein­stimmen, Teil zu nehmen. SAC ist eine partei­po­li­tisch unabhängige Organi­sation die danach strebt alle Lohnar­beiter für die Umgestaltung der Gesell­schaft zu sammeln. Weiter vertritt sie die Auffassung dass die politi­schen Parteien oder die gesetz­ge­bende Macht nicht im Stande ist eine socia­lis­tische Neuordnung der Gesell­schaft durch zu führen, weder mit politi­scher Demokratie noch mit Partei­dik­tatur oder auf anders Art und Weise. Das diese Aufgabe, als in erster Hand eine ökono­mische Aufgabe, durch die Ökono­mi­schen Organi­sa­tionen der arbei­tenden Massen durch geführt worden muss.“
Diese Erklärung ist deutlich genug und sollte nicht missver­standen oder verschieden ausgelegt werden können.

Auf SAC:s 13:ten Kongress in Stockholm 1950, lag ein Vorschlag vor, für eine neue Prinzi­pi­e­ner­klärung von einem Komitee, welches extra hierfür gewählt worden war. In dieses Vorschlag gab es einen Punkt mit folgenden Inhalt;

„Wo es die Möglichkeit gibt, arbeiten die Syndi­ka­listen mit in der Gemein­de­ver­waltung um dadurch die Kommune zu einer freiheit­li­cheren Gesell­schafts­in­sti­tution zu machen, und damit die staatlich centra­li­sierte Macht zu verhindern. Für die kommu­nal­po­li­tische Tätigkeit sollen besondere Organ gebildet werden welche alle Anhänger einer auf freie Kommunen gebaute Gesell­schaft umfasst.“

Schon vor dem Kongress forderten dir meisten Ortsgruppen die Ablehnung von diesen Punkt. Der Kongress folgte der gleichen Linie. Man wollte SAC nicht in die kommu­nal­po­li­tische Linie einordnen.

Der Vorschlag zur neuen Prinzi­pi­e­ner­klärung, wurde also auf dem Kongress nicht angenommen. Der Vorschlag wurde an die Kommission zurück remitiert und die Kommission mit noch drei Reprä­sen­tanten erweitert.

Diese erwei­terte Kommission hat nun einen neue n Vorschlag zur Prinzi­pi­e­ner­klärung ausge­ar­beitet, welcher sich zur Zeit bei den Ortsgruppen zur Beschluss­fassung befindet. In diesem Vorschlag kommt der Punkt um die Teilnahme an der Kommu­nal­po­litik, direkt durch SAC und die Ortsgruppen nicht vor. Und keine der Ortsgruppen hat verlangt dass dies einge­flochten werden soll. Paragraf 8 in der neuen Prinzi­pi­e­ner­klärung hat folgenden Wortlaut:

„SAC nimmt nicht an der Partei­po­litik Teil. In den Tages­kampf und für die Durch­führung der klassen­losen Gesell­schafts­ordnung wird die direkte, Ökono­mische soziale und kultu­relle Tätigkeit als am wesent­lichsten betrachtet. Der Syndi­ka­lismus vorbe­reitet und vollzieht die soziale Umgestaltung von unten herauf mit dem Arbeits­platz als Ausgangs­punkt und durch eine konstruktive Auffassung über den sozialen Aufbau. SAC organi­siert deshalb alle Arbeiter – wozu auch Techniker und Verwal­tungs­beamte gerechnet werden – in Ihrer Eigen­schaft als Produ­zenten in einer gemein­samen Organi­sation, welche Aber den unmit­tel­baren Inter­es­sen­kampf auch auf die Erstehung einer syndi­ka­lis­ti­schen Gesell­schafts­ordnung hin arbeitet.

SAC:s Mitglieder haben das Recht außerhalb der Organi­sation in gesell­schaft­licher Tätigkeit teil zu nehmen, welche mit Ihren politi­schen, philo­so­phi­schen und religi­ösen Auffas­sungen über­ein­stimmt, aber mit dem Vorbehalt dass diese Tätigkeit sie nicht in offene Feindes­stellung zur syndi­ka­lis­ti­schen Organi­sation bringt.“

Auch in diesem neu bearbei­teten Prinzi­pi­en­vor­schlag gibt es keinen Beweis dafür, dass sich SAC für die kommu­nal­po­li­tische Arbeit engagieren will. Die Mitglieder, welche daran inter­es­siert sind, haben die Möglichkeit an solcher Tätigkeit teil zu nehmen doch außerhalb von SAC. So ist es vorher gewesen und so ist es auch noch jetzt.

Vor einigen Jahren wurde in Schweden ein Verein gebildet welcher eich „Freies Kommu­nalvolk“ nennt. An diesem Verein nehmen ein Teil von SAC:s Mitgliedern teil. Wozu sie des volle Recht haben aber sie haben nicht das Recht SAC dafür zu engagieren. Und wenn man solche Versuche machen will werden diese auf harten Wider­stand stoßen.
Das Freie Kommu­nalvolk hat außerdem auf einer Konferenz beschlossen, selbständig zu arbeiten.

John Andersson

 

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